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Für
alle
Dinge
gibt
es
die
rich ge
Zeit.
Erst
vor
kurzem
ließ
die
Holländerin
Ruth
Frenk,
Sängerin
und
Gesangspädagogin
in
Konstanz,
zwei
Lithographien
neu
rahmen.
Die
eine,
ein
Geschenk
ihres
Vaters,
ha e
sie
bislang
wenig
beachtet.
Nun
aber
entdeckte
sie
auf
der
Rückseite
des
Bildes
einen
Briefumschlag,
der
eine
schier
unglaubliche
Geschichte
enthält.
„Mein
Vater
arbeitete
damals
in
der
Nähe
eines
befreundeten
Künstlers
in
Ro erdam.
Sein
Name
war
Louis
van
Roode“,
erzählt
Ruth
Frenk.
Der
Künstler
fer gte
kurz
vor
Ausbruch
des
zweiten
Weltkrieges
eine
Lithographie
des
‚Wijnhaven‘
(dt.
Weinhafen)
an,
ein
Hafen,
der
mi en
in
der
Innenstadt
von
Ro erdam
liegt.
Er
gab
das
erste
Exemplar
der
200
Stück
starken
Auflage
meinem
Vater,
weil
er
dessen
Meinung
dazu
hören
wollte.
Eigentlich
war
diese
Lithographie
jedoch
für
einen
Kunsthändler
gedacht.
Ein
zweites
und
dri es
Exemplar
gingen
an
das
Gemeindearchiv
und
das
Museum
Boymans
in
Ro erdam.
Nur,
der
verheerende
Bombenangriff
am
14.5.1940
zerstörte
das
Zentrum
der
Stadt
und
damit
auch
das
Atelier
des
Künstlers.
Alle
anderen
197
Exemplare
der
Lithographie
waren
somit
verloren.“
Der
Kunsthändler,
für
den
die
Lithographie
ursprünglich
gedacht
war,
hieß
Isaac
van
Creveld
und
war
der
Lieblingsonkel
von
Ruth
Frenks
Vater.
Isaac
van
Crefeld
unterstützte
junge
Künstler
und
gab
ihnen
die
Möglichkeit,
ihre
Arbeiten
in
seinem
kleinen
Ro erdamer
Ausstellungsraum
zu
zeigen.
Sein
Wunsch,
Talente
zu
fördern,
war
ihm
o
wich ger
als
sein
Geschä .
Dem
Vater
von
Ruth
Frenk
ist
es
zu
verdanken,
dass
diese
Geschichte
dokumen ert
ist
und
es
diese
Lithographie
noch
gibt.
Der
Künstler
Louis
van
Roode
überlebte
den
Krieg
und
war
in
Ro erdam
als
Monumentalkünstler
an
verschiedenen
Wiederau auprojekten
beteiligt.
Der
Kunsthändler
Isaac
van
Creveld
wurde
von
den
Nazis
als
Jude
verfolgt
und
starb
im
Konzentra onslager
Bergen‑Belsen.
©
Jana
Mantel